Mitgliederforum
Virtuelle Samaritaner-Ausstellung
Haben Sie die Samaritaner-Ausstellung im Bibelmuseum in Frankfurt verpasst? Es gibt die Möglichkeit, das nachzuholen. Herzliche Einladung zu einem virtuellen Rundgang durch die Ausstellung, sie ist laut Bibelwerksreferentin Helga Kaiser: »Abgesehen von unserem WUB-Heft das Beste, was man zu den Samaritaner/innen finden kann!«
https://my.matterport.com/show/?m=7arRPEUgNRA
Wir trauern um Pater Norbert Lohfink SJ
Wir sind Pater Lohfink als Katholisches Bibelwerk e.V. tief verbunden und von Herzen dankbar für sein unermüdliches biblisches Wirken. Über Jahrzehnte hat er vor allem unsere Mitgliedszeitschrift Bibel und Kirche immer wieder mit seinen Forschungsbeiträgen bereichert. Engagiert hat er in den 70er-Jahren die Diskussionen im Wissenschaftlichen Beirat geprägt und ihn einige Jahre geleitet.
Norbert Lohfink hat mit seinen Auslegungen zu den Büchern Deuteronomium, Kohelet und Psalmen Forschungsgeschichte geschrieben. Von Beginn seiner wissenschaftlichen Tätigkeit an war er an einem fruchtbaren Austausch zwischen Exegese und Literaturwissenschaft interessiert. Er gehört zu den Wegbereitern einer kanonischen Exegese. Seine Exegese hat er immer mit wachem Blick auf Kirche und Gesellschaft betrieben, das Stichwort von Kirche als »Kontrastgesellschaft« nach deuteronomischem Vorbild ist bleibend aktuell. Seine Bücher (»Das Siegeslied am Schilfmeer«, »Das Jüdische am Christentum«, »Der niemals gekündigte Bund«) haben weite Kreise erreicht und ungezählte Menschen inspiriert.
Norbert Lohfink hat seine akademische Abschiedsvorlesung 1996 zum »Tod des Mose am Grenzfluss« gehalten. Möge Gott ihm nun das »Land, das keine Grenzen kennt«, nach dem er sein Leben lang Ausschau gehalten hat, öffnen. Wir sind bleibend dankbar für das Geschenk seines Lebens und die unzähligen Bibeltexte, die er uns erschlossen hat.
Diözesanleitungen tagen in Mainz
Vom 23.–26.09.2024 trafen sich die Vertreterinnen und Vertreter des Bibelwerks aus den einzelnen Diözesen in Mainz. Im Zentrum standen der Austausch und das gemeinsame Weiterentwickeln bibelpastoraler Aktivitäten. Der Studienteil widmete sich der Thematik »Antisemitismus in der Bibelarbeit!?«. Dr. Bettina Eltrop (wiss. Referentin im Bibelwerk) gab eine Einführung in die aktuelle Forschungslandschaft. Dagmar Mensink, Mitglied im Vorstand, berichtete aus der konkreten religionspolitischen Arbeit in Rheinland-Pfalz. Mit der Hauptreferentin Dr. Annette Böckler tauchten wir ein in jüdische Perspektiven auf das Neue Testament. Ein Besuch des berühmten Jüdischen Friedhofs in Mainz rundete die Tagung ab.
Biblische Bücherschau im Internet
Seit vielen Jahrzehnten haben wir im Bibelwerk den biblischen Büchermarkt in der Biblischen Bücherschau mit Rezensionen begleitet. Für unsere Mitglieder und Nutzer der Homepage www.bibelwerk.de war das in den Anfangszeiten des Internets eine praktische Möglichkeit, sich einen Überblick und Einblick zu verschaffen. Aktuell umfasst die Biblische Bücherschau im Internet über 1300 Titel, die weiter abrufbar sein werden. Mittlerweile gibt es jedoch viele Möglichkeiten, qualitativ hochwertige Rezensionen zu lesen. Daher und auch um unsere internen Ressourcen auf andere bibelpastorale Arbeiten zu konzentrieren, werden wir die Biblische Bücherschau im Netz nicht weiterführen. Wie bisher wird es in den Zeitschriften Bibel und Kirche, Bibel heute und Welt und Umwelt der Bibel Literaturempfehlungen und Rezensionen geben.
Vielen Dank allen, die an der Bücherschau mitgearbeitet haben! Und ein ganz besonderes Dankeschön an Ralf Heermeyer, der ein gut funktionierendes Netzwerk von Verlagen und Rezensenten aufgebaut hat, das wir für die Zeitschriften weiter nutzen werden!
Mehr als Brot und Wein – neues Lectio-Divina-Leseprojekt
Wonach hungern wir? Wonach hungern andere Menschen? Wie spricht die Bibel darüber? Sieben Texte nehmen uns im neuen Lectio-Projekt mit in die Gedankenwelt der Bibel, es geht in ihnen um körperliches und seelisches Hungern und Sattwerden, um Mangel und Fülle. Zusätzlich zu den Anleitungen gibt es Anregungen, die Bibel »schmackhaft« zu machen – die Lectio Divina mit Verkostungen zu begleiten – oder an anderen Orten, wie z. B. im Weinberg, Bibel zu lesen und zu erfahren. Das Leseprojekt eignet sich für die Fastenzeit oder auch über das Jahr, ein Artikel im Download widmet sich auch dem Thema Erstkommunionvorbereitung.
Auslegungen und Bibelarbeiten zum Weltgebetstag von den Cookinseln 2025
»wunderbar geschaffen!« Mit diesem Zuspruch, in der Welt erwünscht zu sein, gibt der Psalm 139 Selbstvertrauen und Halt. Von Gottes Gegenwart – bis in den Körper hinein – erzählt der Psalm in poetischen Bildern und einem kunstvollen Aufbau. Wie das jeweils empfunden wird, erweist sich im Gespräch mit dem Psalm. Die Frauen der Cookinseln interpretieren den Psalm für den Weltgebetstag 2025 unter Berücksichtigung ihres kulturellen Hintergrunds. Das Bibelwerk hat mit Ulrike Bechmann und weiteren Autorinnen ein inspirierendes Materialheft zu diesem Psalm erarbeitet, dass Sie für die Vorbereitung zum WGT 2025 nutzen können. Erstmals gibt es zum Heft auch Material für Bibelarbeiten zum Download.
Leadership in biblischen und patristischen Texten
Vom 23. bis 25. September 2024 fand in Graz die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Assistentinnen und Assistenten an den Bibelwissenschaftlichen Instituten statt. Im Mittelpunkt der von Carolin Neuber (Trier), Josef Pichler, Johannes Schiller und Halyna Schweizer (alle Graz) organisierten Tagung stand das Thema »Leadership in biblischen und patristischen Texten«. In den ersten beiden Referaten wurden die biblischen Texte mit aktuellen Führungskonzepten verknüpft. Edith Petschnigg (Graz) wählte die Bitte des jungen Königs Salomo um ein »hörendes Herz« (1 Kön 3,1–15) und führte in ihrem Beitrag aus, dass »die Hebräische Bibel damit die Vision einer idealen Herrschaft verbindet«. Antonia Kreiner (Wien) stellte in ihrem Beitrag die Frage »Der ideale König (Ps 72): Ein Vorbild für heutige Führungskräfte?«. Sie betonte, dass der Psalm einen weisen und gerechten König beschreibe, der Frieden und Wohlstand für sein Volk schaffe und dabei besonders die Armen und Benachteiligten im Blick habe. Max Häberlein (Würzburg) analysierte die Metapher der Gerechtigkeit als Gewand, wie sie etwa in den Büchern Ijob und Jesaja vorkommt (Jes 61,10, vgl. Ijob 29,14; Jes 11,5), und wagte abschließend einen Blick auf die Stelle Eph 6,10–17. Maria Brader (Linz) wiederum konzentrierte sich auf Prozesse wie Fasten oder Mahlhalten und fragte, wie diese in der Bibel eingesetzt werden, um Führung zu erlangen, zu behalten oder auszuüben? Martin Lang (Innsbruck) referierte zum Thema »Herrschaftskritik und/oder partizipative Entscheidungsfindung in keilschriftlichen Quellen«. Anna Kontriner und Isabel Virgolini (Würzburg) stellten ihre Forschungen zu lokalen Autoritäten im antiken Judentum anhand fiktionaler kanonischer Texte wie Rut und Susanna (Kontriner) sowie historischer außerbiblischer Papyri aus Elephantine (Virgolini) vor. Matthias Schmidt (Gießen) zeigte, wie Paulus im Philipperbrief die innergemeindliche Leitung stärkt. Eine besondere Rolle spielten dabei zwei Frauen, die aufgrund der Struktur des Briefes als episkopoi der Gemeinde identifiziert werden können. »Wer hat hier eigentlich das Sagen?« Mit dieser Frage durchkämmte Lara Mayer (Trier) das Esterbuch nach offiziellen und inoffiziellen Führungspersonen und zeigte auf, welche Personen im Esterbuch direkt oder indirekt an der Leitung beteiligt sind. Josef Pichler (Graz) stellte in seinem Beitrag »Ich habe den Herrn gesehen. Frauenfiguren in männerzentrierten Texten« die wichtige Rolle der Frauen in den Ostertexten dar. Halyna Schweizer (Graz) schließlich zeigte in ihrem Beitrag zu den Pastoralbriefen, dass Witwen in der Gemeindeorganisation der Pastoralbriefe eine wichtige Rolle spielten und erst später von partizipatorischen Aufgaben zurückgedrängt wurden. Die nächste Jahrestagung wird zum Thema »Männlichkeiten in biblischen Texten« in Linz (22.–24.9.2025) stattfinden.
Josef Pichler
Liebe Leserin, liebe Leser
In den letzten Jahren wurde das Thema des Judeseins Jesu vermehrt diskutiert.
Das Schweizerische Katholische Bibelwerk lieferte mit der Auslegung »Sonntagsevangelien als jüdische Texte lesen« in den Jahren 2016–2018 einen wichtigen Beitrag für das jüdische Verständnis des Neuen Testaments bzw. der Evangelien.
Persönlich fasziniert mich das Thema des Judeseins Jesu und das Verständnis des Neuen Testaments in Bezug auf das Alte Testament und das Judentum. Dazu gehören auch die Kindheitsgeschichten der Evangelien.
In der Bibel, wie etwa in Gen 4,1, finden wir eine oft stark verkürzte Darstellung von Kindheitsgeschichten: »Der Mensch erkannte Eva, seine Frau; sie wurde schwanger und gebar Kain.« Unmittelbar darauf folgt die Geburt Abels, und schon beginnt die Erzählung des Konflikts zwischen den Brüdern. Über ihre Kindheit erfahren wir nichts – ein bewusster Verzicht, um das Wesentliche zu betonen.
Die Evangelien behandeln Jesu Kindheit ähnlich: Nur wenige Details sind überliefert, und besonders die Jugend Jesu wird nicht näher beschrieben. Bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus fielen diese »Lücken« auf, sodass apokryphe Schriften wie das »Kindheitsevangelium nach Thomas« (2. Jh.) versuchten, das frühe Leben Jesu mit wundersamen Geschichten auszugestalten, die seine göttliche Macht von Kindesbeinen an betonen.
Im Neuen Testament bleiben die kanonischen Evangelien jedoch der jüdischen Tradition treu: Ein Kind wird geboren, dann folgen Jahre des Schweigens, bis schließlich die eigentliche Erzählung beginnt (vgl. Gen 4,1). Dennoch ist Jesu Einbettung in die Geschichte Israels präsent. Matthäus z.B. beginnt mit einem Stammbaum, der Jesu Abstammung von Abraham herleitet und dabei explizit vier nichtjüdische Frauen erwähnt – ein Hinweis auf das universelle Heil, das Jesus bringt. Die weiteren Motive der Kindheitsgeschichte verweisen beständig auf das Alte Testament: von Engelbotschaften (vgl. Gen 16), über den Namen Immanuel (vgl. Jes 7,14) sowie die Rolle Betlehems (vgl. Mi 5,1–3), bis hin zum Kindermord (vgl. Ex 1) und zur Flucht aus Ägypten (vgl. Ex 14).
Im Lukas-Evangelium wird Jesu Hineingeborenwerden in eine jüdische Familie besonders betont: Engel als Boten Gottes treten auf, begleitet von der Formel »Fürchte dich nicht« (vgl. Gen 15,1). Lukas schildert auch die Beschneidung Jesu (Lk 2,21), seine Darstellung im Tempel (Lk 2,22) und die jährliche Pilgerfahrt der Familie zum Paschafest nach Jerusalem (Lk 2,41).
Bereits in den ersten Kapiteln der Evangelien von Matthäus und Lukas wird so deutlich, dass Jesu jüdische Wurzeln sowie die Verweise auf das Alte Testament grundlegend sind. Das Markus- sowie das Johannesevangelium setzen hier nochmals andere Akzente: Auch sie greifen auf ihre Weise auf das Alte Testament zurück, erörtern jedoch die Herkunft Jesu jeweils in einem eigenen Licht – aber das wäre schon ein neues Thema.
Dr. Jean-Pierre Sitzler
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