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500 Jahre »Septembertestament«
Es jährt sich zum 500. Mal, dass Das Newe Testament Deutzsch erschienen ist – ohne die Angabe eines Verfassers, eines Verlegers, eines Druckers oder Erscheinungsjahr: Die Rede ist von der Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen in die Sprache der sächsischen Kanzelei von Martin Luther. Um diese erste Ausgabe von Luthers Neuem Testament im September 1522 ranken sich Legenden und Anekdoten.
Eine bekannte Anekdote ist, dass der Teufel während der Übersetzungsarbeit auf der Wartburg Luther verführen und plagen wollte und Luther ein Tintenfass nach ihm warf, was einen Tintenklecks an der Wand hinterließ. Das ist natürlich erfunden. Nachgewiesen ist aber, dass Luther in dieser Stube auf der Wartburg arbeitete. Richtig ist auch, was viele für eine Legende halten, weil es so unglaublich kurz und fast nicht bewältigbar erscheint, dass Luther in nur 80 Tagen die ganze Übersetzungsarbeit leistete. Luther war so schnell, weil er als Mönch den lateinischen Text der Bibel im Ohr hatte und sein Wissen nur am griechischen Text überprüfen musste. Trotzdem ist seine kreative Leistung, treffende Formulierungen im Deutschen zu finden, enorm. Und Luther hat mit seinem Werk zum Prozess der Entstehung der hochdeutschen Schriftsprache beigetragen.
Die Auflagenhöhe und Zahl der bis heute erschienenen Ausgaben der Lutherbibel – 1534 kam das vollständige Alte Testament hinzu –lässt sich nicht zählen. Bis heute ist die Lutherbibel die offizielle Bibel für liturgischen Gebrauch in der Evangelischen Kirche Deutschlands. Natürlich wurde die Übersetzung immer wieder überarbeitet und moderneren Sprachgewohnheiten angepasst, zuletzt zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017.
Hier an dieser Stelle bleibt diesem Werk, das letztendlich auch die Entwicklung von katholischen Bibelübersetzungen beeinflusst hat, zu seinem 500. Geburtstag herzlich zu gratulieren!
Winfried Bader
Wer noch mehr über die Luther-Bibel im Kontext ihrer Entstehungszeit und über ihre Revisionen wissen möchte, sei verwiesen auf BiKi 1/2017: Martin Luther und »seine« Bibel. Vielleicht haben Sie das Heft im Regal oder bestellen es bei Ihren Bibelwerken in Deutschland, Österreich und Schweiz.
Bibel und Leben teilen
Das Bibelwerk beim Katholikentag in Stuttgart
Das Bibelwerk war in unterschiedlichen Bereichen engagiert und wie immer hat uns die Begeisterung angetrieben, mit anderen Menschen die Schrift zu lesen und zu diskutieren.
Das biblisch-geistliche Zentrum war ein voller Erfolg: Von 200 Veranstaltungen waren über 50% überfüllt, nicht eine Veranstaltung fiel aus. Der inhaltliche Bogen war weit und von Workshops und Ausstellungen in Leichter Sprache bis hin zu interdisziplinären Podien »Von den Bäumen des Lebens lernen« wurden viele, viele biblische Texte gemeinsam in unterschiedlichsten Methoden und Zugängen gelesen und diskutiert.
Sehr beeindruckend waren die Musik und die spirituelle Gestaltung des Klangraums Psalmen. Wir danken dem Frankfurter Tehilim Ensemble für die inspirierenden Töne, Herrn Woggon für die Rezitationen und allen Gästen fürs Mitschwingen im Saal und im Hof der Schule. Beim anschließenden Empfang hatten wir hohen bischöflichen Besuch: Sowohl Bischof Bätzing als auch Bischof Fürst tranken mit uns ein Glas Sekt und ließen sich von Jes 25,6 inspirieren.
Unser Zelt auf der Kirchenmeile wurde top besucht. Durch unser Glücksrad konnten wir viele Geschenk-Abos vergeben.
Die gemeinsame Predigt von unserer Direktorin Dr. Katrin Brockmöller mit Bischof Bätzing am Abschlussgottesdienst setzte ein gutes Zeichen für eine biblisch inspirierte, weniger klerikale Kirche der Zukunft!
Verabschiedung von Dieter Bauer
Wahrhaft biblische Jahre, genau 40 und 1 Jahr (1981–2022), hat Dieter Bauer als wissenschaftlicher Referent in unterschiedlichen Projekten im Kath. Bibelwerk e.V. gewirkt. Er begann als Redakteur für Bibel und Kirche, begleitete in langen Jahren intensiv die Arbeit für den Grundkurs Bibel, wechselte in die Redaktion von Bibel heute, »gönnte« sich einen 10-jährigen »Auslandsaufenthalt« als Direktor im Schweizer Bibelwerk und initiierte und intensivierte schließlich die wichtige Arbeit im Projekt Evangelium in Leichter Sprache. Die Fülle eines so langen biblischen Engagements ist kaum in Worte zu fassen und wir hoffen, dass nach der Zeit des Gebens nun viel ins eigene Herz zurückfließen kann: an Dankbarkeit und Freude und auch an Neugier und Elan für die Zeit im Ruhestand.
Mit einem wunderbaren Fest und vielen Menschen aus langen Berufsjahren haben wir den Übergang am 2. Juni 2022 gebührend gefeiert.
Die Krise, der Bibliolog und die Bibel
5. Internationaler Bibliologkongress
Als Kooperation von Katholischem Bibelwerk e.V., dem Theologisch-Pastoralen Institut in Mainz und dem Netzwerk Bibliolog international fand im Mai 2022 der 5. Internationale Bibliologkongress mit fast 100 Teilnehmenden statt. Dr. Katrin Brockmöller hielt einen der Hauptvorträge zum Thema: Die Bibel als Krisenliteratur.
Aufgrund der Corona-Pandemie wurde die Tagung hybrid angeboten. Die Digitalisierung wurde großzügig gefördert vom Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken, der Deutschen Bibelgesellschaft sowie dem Verein Andere Zeiten, herzlichen Dank hierfür!
Beeindruckend war neben den Vorträgen, Workshops und Gottesdiensten vor allem auch das gemeinsame Erleben von Bibliolog in einer weltweiten, digitalen und vor Ort präsenten Gemeinschaft.
Umbruch in Bibelwissenschaft und Bibelpastoral
Mit Irmtraud Fischer, Georg Fischer SJ und Ludger Schwienhorst-Schönberger verlassen gleich drei große Namen der Alttestamentlichen Bibelwissenschaft die österreichische universitäre Landschaft. Und auch in der Bibelpastoral gibt es eine große Zäsur: Franz Kogler, langgedienter und äußerst engagierter Leiter des Bibelwerks Linz übergibt die Führung an Reinhard Stiksel. Er selbst bleibt aber noch bis März 2023 als stellvertretender Leiter tätig.
Wir vom Österreichischen Katholischen Bibelwerk wünschen allen Genannten nur das Beste für den neuen Lebensabschnitt und bedanken uns für alles, was sie für die Bibel getan haben.
Bibel-Salon: »Biblische Schmankerln kunstgerecht serviert«
Mit dem »Bibel-Salon« hat das Bibelwerk ein neues Veranstaltungsformat geschaffen, das bei einer Länge von etwa 75 Minuten biblische Themen in mehreren kleinen »Häppchen« präsentiert. In entspannter Atmosphäre erhalten Besucher:innen Impulse aus Bibelpastoral, Kunst und Musik und werden zu Austausch und Mitmachen eingeladen. Bei dieser ganzheitlichen Verkostung biblischer Themen dürfen natürlich auch kleine kulinarische Stärkungen nicht fehlen. Nach dem Erfolg der Eröffnungsveranstaltung bei der Langen Nacht der Kirchen am 10. Juni 2022 sind regelmäßige Fortsetzungen des Formats geplant. Der nächste Bibel-Salon wird im Rahmen des Bibel-Pfads am 30. September stattfinden.
Die Bibel ist eine Forelle
Die Bibel vermag wie kaum ein anderes Buch Seele und Geist zu nähren. Wer sich aber auf sie stürzt, ohne gewisse Regeln zu beachten, kann sich daran leicht überessen oder wird innerlich hungrig bleiben. Nur mit der richtigen Zu- oder Vorbereitung kann die Lektüre des Buches der Bücher zum spirituellen Genuss werden. In ihrem neuesten Buch »Die Bibel ist eine Forelle. 11 Gänge zum gesunden Bibelverständnis« zeigt Bibelwerksdirektorin Elisabeth Birnbaum anschaulich und leicht verständlich den Weg zu einem Bibelgenuss ohne Reue. Kongenial unterstützt wird sie dabei in bewährter Weise von dem Illustrator David Kassl. Nach dem Erfolg der »Crashkurs«-Bücher erbringt das Duo damit neuerlich den Beweis, dass Bibelkompetenz und Unterhaltung kein Widerspruch sind.
»Angst vor Schlangen?«
So lautet der Titel zu einer Online-Veranstaltung des Diözesanverbands Basel im Schweizerischen Katholischen Bibelwerk. In der kantons- und Landesgrenzen übergreifenden gut besuchten Veranstaltung stand im Mittelpunkt das Thema des aktuellen Hefts von Bibel heute: Die Schlange – ein biblisches Symbol.
Gestartet wurde mit einem Quiz zum Wissen aus dem Bibel-heute-Heft. Die Vertiefungen des Praxisteils von Bibel heute brachte vertiefende Erkenntnisse zu Harry Potter. Abgeschlossen wurde die Veranstaltung mit einem Bibelgespräch.
Der Abend wurde von den Teilnehmenden so gut angenommen, dass der Diözesanvorstand beschlossen hat, am 12. Januar 2023 erneut eine Zoom-Veranstaltung zu machen, zum Thema des dann aktuellen Bibel-heute-Hefts 4/2022: Warten: Simeon und Hanna.
Lectio Divina online und analog
Der Diözesanverband St. Gallen im Schweizerischen Katholischen Bibelwerk engagiert sich mit Dr. Bernd Ruhe und Isabelle Müller-Stewens für die Lectio Divina. Regelmässig bieten sie in Mörschwil, SG, Abende mit Lectio Divina an. Parallel dazu werden meist die gleichen Texte in Online-Veranstaltungen gemeinsam gelesen.
Informationen über die nächsten Termine finden Sie unter www.lectiodivina.ch
Studientag am neuen Standort
Durch die Einschränkungen der Coronazeit konnte das Schweizerische Katholische Bibelwerk erst eine kleine Veranstaltung durchführen, deren Durchführung bis zuletzt ungewiss war. Nun hoffen wir, dass diese Einschränkungen vorüber sind, und wollen uns am neuen Standort mit einem Studientag präsentieren. So findet unser Studientag am 24. Oktober 2022 in Kooperation mit der Paulus Akademie statt unter dem Titel »Akademietag bibelwerken«, ein Signal für die Zusammenarbeit. Inhalt und Details zu diesem Tag entnehmen Sie bitte den Veranstaltungshinweisen hinten in diesem Heft.
Auf den Spuren von Sieger Köder
war eine Reisegruppe des Schweizerischen Katholischen Bibelwerks Ende Mai unter der Führung von Zentralsekretär Dr. Winfried Bader in Süddeutschland unterwegs. Im Zentrum der 4-tägigen Reise stand natürlich die Besichtigung der Werke von Sieger Köder in Kirchen und Museum rund um Ellwangen an der Jagst. Die Tage sollten aber neben der Kunstbetrachtung auch ein Unterwegssein mit der Bibel sein. So war der Einstieg in den Tag jeweils ein Psalm. Geschult durch das Betrachten der Kunstbilder war es spannend, in den Psalmen die Sprachbilder zu entdecken, die uns mit vielen einzelnen Strichen ein Gottesbild malen.
Die Lectio-Divina-Betrachtung eines Bibeltexts unterwegs bei den Bildern von Köder verbanden Bibeltext und Bild auf eindrückliche Weise und führte zu einer vertieften Erfahrung.
Höhepunkt des Tags war jeweils das Znacht mit gutem schwäbischen Essen und frisch gebrautem schwäbischem Bier.